30/09/2010

ESTHER ROTH

Antwort auf den Beitrag „Ist die freie Improvisation am Ende?“ von Thomas Meyer
Dissonanz September 2010

Der Beitrag stellt sich als unheilvolles Potpourri dar, vergeblich suche ich nach einem vertieften Gedanken oder einer spezifischen Recherche.
Der Fokus ist sehr eng, beschränkt sich auf ein paar Events. Das befremdet, ist doch gerade das Thema, freie Improvisation, ein weites und weit verzweigtes Gebiet.
Seit den Entstehungsjahren Ende der 50er-Jahre und bis heute wurde und wird viel darüber diskutiert und geschrieben.
Und sie findet heute statt und wird in Zukunft praktiziert werden! Die Art der Repräsentation hat sich allerdings entwickelt und verändert. Man findet sie halt nicht unbedingt an den marktorientierten und etablierten Veranstaltungen.
Die Poesie der freien Improvisation hat es in sich: stellt man sie vor die Tür, kommt sie durchs Fenster wieder herein!

Im Beitrag finden sich etliche Ungenauigkeiten, welche freie ImprovisatorInnen nicht gut vertragen!

Zum Beispiel:
„Die Musik allein ist nicht verständlich, sie muss vermittelt werden.“ Seite 5 unten

Musik ist eine universale Sprache, die problemlos verstanden werden kann, wenn nicht verstandesmässige Blockaden im Weg stehen.
Das „Vermitteln“ versucht mit aussermusikalischen Mitteln Sand ans Meer zu tragen und kommt meistens unbefriedigend und ungllücklich daher. Musik muss nicht verstanden, sondern gefühlt werden. Eine künstlerische Aussage passt nicht aufs Serviertablett, sie lädt ein zu vertiefendem Fühlen, Wahrnehmen und Denken. Und sie ist im Sinne des lateinischen Begriffs „schön“! Die Herausforderung ist den HörerInnen zumutbar!

Zum Beispiel:
„Es ist schon interessant festzustellen, dass die Repräsentation des Musikalischen in den Hintergrund tritt.“ Seite 6 unten

Wenn die Absenz von Klangphänomenen das Geschehen prägt, sind wir im Bereich der „Stille“. Stille, theatralische Gesten und scheinbar aussermusikalische Handlungen verstehen wir seit Cage ausdrücklich als „Repräsentation des Musikalischen“, und zwar zentral und im Vordergrund. Diese und Anderes mehr sind Phänomene im Zeitablauf.

Zum Beispiel:
Werner Klüppelholz wird zitiert: ...“die freie Improvisation sei vielleicht die höchste der Kunstformen.“
Der Berichteschreiber dazu: „Emphatisch überhöhte Hilflosigkeit.“ Seite 7

Klüppelholz’ Aussage lädt ein zu einem genaueren und erweiterten darüber Nachdenken und verdient keineswegs eine solche schnöde Aburteilung.

Esther Roth

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